Montag, 20. Januar 2014

"Zucht", "Züchten" und "VDH"

Ich zitiere hier wörtlich (nur) einen Ausschnitt aus dem Vortrag von Frau Dr. Helga Eichelberg vom 2.11.2013 bei der VDH Zuchtverantwortlichen Tagung in Dortmund. Veröffentlicht wurde der gesamte Vortrag im "Rassehund".

Warum mache ich mir die Mühe und schreibe das ab?
Erstens weil mein alter Scanner mit dem neuen PC nichts zu tun haben will.
Zweitens weil ich mich wundere, dass bei Diskussionen immer der VDH für Qualzuchten verantwortlich gemacht wird, die sogenannten Dissidenzvereine aber z.T. auch mit VDH Hunden züchten, und ich von den Verteidigern der sogenannten Dissidenz nie höre, welche Strategien zu Verbesserung der Zucht in ihren Verbänden getroffen werden, oder wie ihre Züchterschulungen aussehen (rassenspezifisch, generell?), oder auch die Wurfabnahmen (Überprüfung der Zuchtstätte, der Welpen (DS?), der Hündin). Wenn jemand in der sogenannten Dissdenz, also ausserhalb des VDH, züchtet, hat er seine Gründe. Entweder weiß er es nicht besser. Oder es macht ihm zu viel Mühe, die Anforderungen des jeweiligen Zuchtverbandes zu erfüllen, als da unter anderem sind: Mitarbeit im Zuchtverband vor Zuchteinsatz der Hündin, zu viele Ausstellungen vor Zuchtzulassung, Nichtanerkennung von Ausstellungen von anderen Verbänden oder VDH-Clubs, Angst vor zu vielen Auflagen, die Kosten für Zuchtzulassungsprüfung, Wurfabnahme, Zwingerabnahme, und so weiter.
Im VDH macht man sich schon lange Gedanken, wie es weiter gehen kann in der Hundezucht.

Hier also das Zitat von Frau Dr. Eichelberg:
....."In unserem züchterischen Verhalten tun wir immer so, als seien Rassen etwas total Statisches. Das drückt sich allein schon dadurch aus, dass wir Rassestandards aufstellen, also Idealbilder, die es zu erreichen gilt. Hier liegt aber ein ganz entscheidender Irrtum. Natürlich müssen wir Rassestandards aufstellen, um unsere Zuchtziele zu definieren. Aber das züchterisch Dümmste, was wir jetzt anstreben könnten, wäre das Ziel, möglichst viele Champions, also Idealbilder, zu erzeugen. Jede gute Zucht wird immer drei Gruppen von Nachkommen aufweisen, nämlich eine  kleine Gruppe von eher standardfernen Hunden, eine ebenfalls kleine Gruppe von vollendeten im Sinne des Standards, die wir Champions nennen, und eine möglichst große Gruppe von Hunden, die in jeder Beziehung als gute Hunde zu bezeichnen sind. Und hier setzt jetzt so mancher Denkfehler ein:
 Wir müssen nämlich begreifen, dass nicht der Champion, sondern diese große mittlere Gruppe das eigentliche Kapital des verantwortungsbewußten Züchters darstellt. Denn aus dieser Gruppe rekrutiert er nämlich immer wieder neue Generationen. Würde er nur das Idealbild, also Champions, mit einander verpaaren, wäre jede Rasse in wenigen Generationen am Ende. Das sollte bei der Zuchtplanung zu denken geben.....
...Was also ist zu tun, um die Zukunft unserer Rassehunde zu sichern? Der Wunsch eines Züchters, schöne Hunde zu züchten, ist legitim. Nur darf er die züchterisch richtige Prioriät nicht aus den Augen verlieren. Nicht der Champion ist das Maß aller Dinge. Die solide Basis einer erfolgreichen Zucht wird durch den guten, gesunden und verhaltenssicheren {ich ergänze: und langlebigen und leistungsfähigen} Durchschnittshund repräsentiert. Er gibt Hoffnung auf weitere Generationen guter, gesunder und verhaltenssicherer Rasshunde - und mit viel Glück vielleicht auch mal einen Champion."

Nun, wer Augen hat zu sehen, der lese, und wer ein Hirn hat, der denke. Fortbildung hat noch keinem geschadet, und jeder muss sich selber fortbilden und sich seine Gedanken erarbeiten. Über die Ankündigungen von Würfen "Ch. x  Ch.", und "puppies with showquality" muss ich schon länger lachen. Trotzdem gefällt es mir, dass bei der Auswahl  aus drei Rüden des A-Wurfes Nyumbani´s einer meiner Favoriten "Herr Türkis" war, der heute Champion ist,  "Herr Grün" auch  v-Bewertungen hat, und mein Adjiri zwar an der Größenobergrenze ist, für mich aber die beste Wahl war. Wichtig dabei ist für mich, soweit ich die mütterliche Seite dieses Wurfes ja persönlich kenne bzw. habe und hatte: Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit.
Der Großvater Ridgesetter Oz Design hatte ein wunderbares selbstsicheres Wesen, war sehr gut ausbildbar (Rettungshundeausbildung), seine Größe lag an der Untergrenze. Gestorben mit 11,5 Jahren, Tumor.  Die Großmutter Namilanga´s Oribi , heute 11 Jahre und 9 Monate alt, hat dreißig Welpen geboren, hat eine super Figur und ist für ihr Alter absolut fit. Sie liegt im Normbereich der Größe. Ihre Großmutter Mavunguelas Nanganura wurde 13 Jahre alt. Oribis Tochter Aziza Huntress of Didingwe, die Tante von Adjiri ( und Schwester von Amia Huntress of Didingwe, seiner Mutter), hat die Brauchbarkeitsprüfung für Schalenwildreviere abgelegt, ist mit 9 Jahre schlank wie die Mutter und ebenso fit, läuft auf der Rennbahn, Normalgröße. Adjiri ist wie einige seiner Brüder etwas größer geraten, im Greyhoundtyp stehend, und daher sehr erfolgreich bei Rennen und Coursing. Er ist fleißig auf der Fährte und beim Apport und souverän bei Hundebegegnungen. Alle drei ziehen mich auf dem Schlitten.
Leider erhält man als Züchter nie alle Informationen, der Zugang zu den Besitzern der Geschwister der Zuchtpartner ist oft schwierig, die Zuchtbücher enthalten nicht die Informationen, die man zusätzlich möchte. So bleibt die verantwortungsvolle Hundezucht ein Hobby von engagierten Hundebesitzern, und in deren Verantwortung steht auch die Abgabe an die künftigen Besitzer.
Über die Nasenleistung unserer Hunde

Aus der Medical Tribune zitiere ich wörtlich folgenden Artikel:

Spürhunde riechen selbst geringste Tumorreste

Nase verrät Rezidivrisiko bei Ovarialkarzinom

GÖTEBORG: Die frühe (Rezidiv-) Diagnose von schwierig zu behandelnden Tumoren wie dem Ovarialkarzinom ist nach wie vor eine Herausforderung. Speziell abgerichtete Hunde können Ärzte dabei unterstützen.

Der feine Geruchssinn von Hunden befähigt die Tiere, nach entsprechendem Training Krebszellen oder Moleküle, die von diesen Zellen abgesondert werden, in extrem niedrigen Konzentrationen zu identifizieren. Interessanterweise können die Tiere sogar verschiedene Tumorarten unterscheiden und sind "elektronischen Nasen" bisher noch bei Weitem überlegen.
  Eine Arbeitsgruppe im schwedischen Göteborg hat zwei Riesenschnauzer trainiert, aus dem Blut von Patientinnen zu detektieren, ob diese an einem Ovarialkarzinom leiden. Die Wissenschaftler haben diese Methode jetzt noch weiter entwickelt und untersucht, ob die Tiere auch das Ansprechen auf die Krebsbehandlung wahrnehmen.
  Dazu wurde den beiden Hunden in einem Experiment von 42 Patientinnen mit Ovarialkarzinom, die operiert worden waren und sich zwischen dem fünften und sechsten Zyklus einer Chemotherapie befanden, jeweils ein Tropfen Blut vorgesetzt. Als Kontrollgruppe dienten 210 Blutproben von gesunden Probandinnen.
  Alle 42 Patientinnen hatten auf die Therapie mit einer kompletten Remission angesprochen und wurden klinisch als gesund eingestuft; bis auf zwei hatten alle normale CA125-Werte. Die Sensitivität, mit der die beiden Hunde in den Proben der Patientinnen Krebszellen oder molekulare Marker derselben entdeckten, lag bei 97 %, die Spezifität erreichte 99 %. 32 der 42 Patientinnen verstarben bisher an ihrer Tumorerkrankung.
  In ein zweites Experiment wurden zehn weitere Patientinnen eingeschlossen, von denen die Hunnde Blutproben vorgesetzt bekamen, die drei und sechs Monate nach dem letzten Zyklus der Chemotherapie entnommen worden waren. Die Tiere erkannten zu beiden Zeitpunkten die Proben  von drei der Patientinnen als postiv - alle drei erlitten ein Rezidiv und verstarben drei bis vier Jahre nach Ende der Behandlung, die übrigen sieben Patientinnen waren im Januar 2013 noch am Leben.
  Die Fähigkeit, einen spezifischen Duftmarker für einen Tumor im Blut zu entdecken, würde sowohl die Primärdiagnostik als auch die Früherkennung von Rezidiven erheblich voranbringen, so die Autoren, und in der Folge vermutlich die Überlebensdauer der Patienten verlängern. fg

G.Horvathet al., BMC Cancer 2013;13:396