Dienstag, 18. November 2014

Ein Jahr des Abschieds

Gestern mussten wir uns von unserem Mutterhund, von Namilanga´s Oribi, verabschieden. Sie wurde 12 Jahre und sieben Monate alt. Ein Lymphosarkom, eine Leukose, hatte sich mit verstärktem Durst, dann Atemgeräuschen, dann mit schnell anschwellenden Halslymphdrüsen rasant entwickelt. Schließlich hatte sie vermehrt Schluckbeschwerden. Eingeweichtes Futter wich eingeweichtem Welpenfutter, und dieses ganz schnell zerdrücktem Feuchtfutter. Als sie ein Schüsselchen Joghurt mit Rahm, eine Lieblingsspeise, fressen wollte und nicht konnte, ließen wir uns einen Termin bei unserem Tierarzt geben.
Sie fand ein würdiges Grab - und ich hielt gestern dort beim Abendansitz Wache.

Wir durften bei Elisabeth Hammerschmid in Wien zwischen zwei Hündinnen wählen und wir nahmen die interessiertere, die, die gleich den Trockenfisch in meiner Hose entdeckte und sich auch sonst nichts schiss.





Fotos von Elisabeth Hammerschmid
Wir übernahmen Namilanga´s Oribi im Juni 2002 bei heftigem Gewitterregen. Mein Asir saß auf der Rückbank, ich setzte klein Oribi dazu und sie war gleich begeistert - er aber nicht. So mussten wir wieder raus in den Regen und ihn nach hinten ins Auto bringen. Die Fahrt auf der Autobahn war beschwerlich bei dem heftigen Wetter. Als es bsser wurde, und wir eine Rastmöglichkeit für die Hunde suchten, war es schon passiert: Oribi kotzte eine Ladung Kirschen und Futter ins Auto - eine riesige Menge! Ihr Aussenauslauf lag unter einem Kirschbaum. Ihre Vorliebe für reife Früchte behielt sie, hatten wir doch im Forsthausgarten einen alten Birnbaum!
Die Weiterfahrt verlief dann problemlos, bei einer österreichischen Raststätte am Mondsee überwand sie mit Asir´s Hilfe gleich einen Gitterabstreifer. Aber vor der nächsten geplanten Rast bei Frasdorf roch es eigen: eine große Kackibombe hatte sie ohne Vorankündigung ins Auto gelegt. Das konnte sie auch noch einige Zeit später: einen kurz anblicken und dann einfach ein Ei legen.
Asir gewohnte sich schnell an seine neue Kameradin, auch Claus´s Askari war begeistert.

Asir und Klein-Oribi





In der Welpenstunde hatte sie fast nur Golden Retriever als Gespielen, die ihr auch noch nachliefen, um sich von ihr umdrehen zu lassen. Auch ihr Spiel mit ihrem künftigen Ehemann Asir war rauh, sodass ich sie oft ins Platz trillern musste, damit er etwas Ruhe hatte, war er doch  fast sechs Jahre älter als sie. Zur Begleithundeprüfung trat ich erst gar nicht an, da sie es nach ihrem Erwachsenwerden hasste, durch Hundepipigras zu laufen.
Reviererfahrung, Bergkraxeln, was man so braucht bei uns, das lernte sie mit uns und unseren Rüden Askari und Asir.
Nur apportieren wollte sie dann später nicht mehr: Asir hatte ihr erklärt, das das seine Sache sei, in dem er einfach aus dem Gehorsam ging und das für sie geworfene Apportel holte. Und Oribi war im Umsetzen ihrer Meinung immer rigoros: dann eben nicht!
Sie war auch eine ausgezeichnete "Physiotherapeutin" : seit Jahren plagte mich eine verkalkte Schulter, ein zu enger Gelenkspalt: der Anblick eines Eichhörnchens - Oribi an der Leine - und die Schulter war geheilt. Der heftige, plötzliche und sehr kräftige Zug nach schräg unten brachte zwar heftigste Schmerzen ( Lautäußerungen verkniff ich mir), aber ich habe bis heute keine Probleme mehr.







 Oribi entwickelte sich gut, sie wurde zu einer richtigen Schönheit und hatte ihre ersten Ausstellungen.

im Frühjahr 2003

Vor der Weltausstellung in Dortmund wurde sie das erste Mal läufig, und rechtzeitig fertig. Dachte ich. Dann ging es aber erst richtig los und wir waren froh, dass wir genügend Leintücher dabei hatten und dass das Bad im Hotel durch einen kleinen Flur vom Zimmer getrennt war - Asir jammerte aber trotzdem. Also getrennter Marsch zur Ausstellung - ich immer mit der Angst, dass mich ein Rüde verrät. Damals war der Zutritt läufiger Hündinnen zu Ausstellungen noch verboten. Sie machte ihre Sache gut: ein vorzüglich, allerdings ohne Platzierung, da inzwischen einige Rüden ihr Hinterteil entdeckt hatten, was Oribi mehr als unangenehm war und sie sich nicht mehr gut präsentieren ließ. Im Dunklen der Tiefgarage der Ausstellungshalle fiel Oribi´s vertröpfeltes Hinterteil zum Glück nicht auf, aber ich war immer auf irgendwelchen versteckten Toiletten mit feuchten Papierhandtüchern zu Werke....
Leider erwarb sie damals eine Aversion gegen Ausstellungen.





Nun kam die Zuchtzulassung: da sich beim HD-Röntgen fremde Menschen erdreistet hatten, sie auf den Tisch zu legen (ich war dabei) und sich dabei über sie gebeugt hatten, beschloß sie, die ZZP zu verlassen: weil sich fremde Menschen über fremde Hunde beugten  - um deren Größe zu messen. Die Bemerkung von Herrn Scheider: bei den Doggen beim Zuchtrichter XY wäre sie jetzt schon draussen ( also nicht bestanden), befremdete mich etwas. Sie bestand dann aber zu seiner Verwunderung ALLE Teile des Wesenstestes, auch die Schußprüfung, ohne Beanstandung.
Nun stand dem ersten Wurf nichts mehr im Wege. Asir hatte in einer Woche fünf Mal das Vergnügen, bei dem er gerne von ihr runter fiel, und wir dann die Hündin auch hinlegen mußten. So gab es an Nikolaus 2004 im eisigen Forsthausgarten an der Loisach das beispiellose Idyll von zwei Hunden und zwei Menschen, die eng umschlungen am Boden lagen. Oribi wollte immer aufstehen und Asir liegen bleiben.
Oribi beschenkte uns dann mit 11 gesunden Welpen. Darunter war auch unsere Aziza.




Zwischen ihr und ihrer Tochter wurde die Stellung über Lauf-Raufspiele geregelt, nur einmal maßte sich Aziza an, sich über Oribi zu stellen, aber das war gleich geregelt:





Dafür revanchierte sich Aziza mit einem Rinderohr auf der Couch: Oribi holte mich aktiv aus dem Büro, durch aufgeregt sein und Maunzen, führte mich ins Wohnzimmer, lief dann an die Haustür - und lockte Aziza hinter sich her. Oribi drehte um und holte sich unter meiner Aufsicht das Ohr! Eine schöne Denkleistung!

Ihr Jagdtrieb war schon längst erwacht und so half sie uns bei mancher Totsuche. Ihre Tochter leitete sie sogar an: beide Hunde an langer Leine bei einer kurzen Nachsuche, Oribi findet das Stück und tritt sofort zurück, um ihre Tochter hin zu lassen. Ganz ähnlich hatte auch Asir seine Oribi angeleitet, und später Aziza unseren Adjiri.

Aziza, Asir, Oribi bei Eisenach Pfingsten 2006


Sie brachte uns einen weiteren schönen Wurf mit 10 Welpen von Asir´s Sohn, Chipangali´s Lukka, noch im Forsthaus:

Februar 2007
August 2007
 Nach dem Tod von Asir fand sie sich nur schwierig in ihre neue Rolle als Rudelchefin hinein und meinte immer, sie müsse alles auf der Strasse, was Hund heißt, unterordnen. Eine Aversion gegen kastrierte Rüden hatte sie seit ihrer Jugend. Da hat es mir wohl an Führungsqualität gemangelt...

 Mit Maisha Mianzo Chango schenkte sie uns dann 9 Welpen im neuen Zuhause:
August 2009

Davor half sie noch bei der Aufzucht ihres Enkels Nyumbani´s Adjiri mit, der sie heiß verehrte und den sie wie ihren Welpen pflegte:


Sie hatten eine Mutter - Sohn Beziehung, aber Oribi wachte eifersüchtig, dass er Aziza in deren Hitze ja in Ruhe ließ. Weshalb wir mit Aziza auch nie einen Wurf planten aus Sorge, ihre Mutter würde eine Trächtigkeit nicht zulassen.
Aber sie hatten auch eine Liebesbeziehung und Oribi hat ihm alles beigebracht: schau mal was Du da hast, und schau mal was ich da habe, und so gehts:

Januar 2010

Sie liebten sich so, dass es beiden gelang, uns massiv hinters Licht zu führen:
Schon über das erlaubte Alter hinaus, stand sie am 15.ten Tag der Hitze neben ihm und tat so, wie wenn gar nichts sei. Und er auch. Wir hatten nie Probleme, unsere Hündinnen in der Läufigkeit  vom Rüden zu trennen, sie schliefen im Bad neben unserem Schlafzimmer mit Luxusbodenheizung, und fuhren tagsüber bei mir im Aussendienst mit. Gut, er jammerte ein bisserl, aber es hielt sich in Grenzen. Und jetzt: Oribi stand bei ihrer letzten Trächtigkeit am 31. Tag! Und sie war immer spät dran, also glaubten wir es sei alles in Ordnung.
Am nächsten Morgen war der Teppich nicht in Ordnung, leicht verwurschtelt, aber wir hatten anderes im Sinn - trennten sie ein paar Tage später, und, naja. Nach einer gewissen Zeit fing sie an bräunlich zu färben, es hörte auch nicht auf, und neben einer Zitze bildete sich eine kleine Geschwulst. Ab zum Tierarzt: Der hat ein neues Ultraschallgerät, und ich sehe die Bescherung. Viele Embryos, aber drei schon tot. Daher der bräunliche Ausfluss. Weniger die Angst vor den Auflagen eines Zuchtverstoßes, sondern die Angst um die Gesundheit der Hündin ließ uns dann zum Abbruch greifen. Der Tumor am mit entfernten Gesäugeteil war zum Glück gutartig und sie erholte sich schnell. Um den Frieden im Rudel beizubehalten und die Hündinnen nicht zu stressen haben wir auch Aziza kastrieren lassen.

Tochter Aziza, Enkel Adjiri, und Oribi 2010
Adjiri war zwar ein bisserl enttäuscht, dass seine Liebe nicht mehr so gut riecht, aber es war für alle gut so.
Lauf-Rauf-Spiele machte Oribi dann aus taktischen Gründen nur mehr mit Adjiri, denn der mußte sich immer hinschmeissen, wenn Oribi das wollte, und ihre Tochter konnte so sehen, dass sie immer noch fit war und die Chefin des Rudels.

April 2011


An Pfingsten 2014 stellten wir sie nochmal bei der Clubschau des RRCD in der Veteranenklasse vor:  zweiter Platz!






Dann wird sie altersgemäß langsamer und müder und schläft viel.



Oribi, links, mit Tochter Aziza im November 2014

Es war ihre letzte Herbstsonne...



Mitte September 2014 fängt sie dann mit schnarchartigen Atemgeräuschen an. Davor fiel gehäuftes Wassertrinken auf. Am 22.10. fällt dem Tierarzt die Schwellung der Halslymphdrüsen auf, erst nur tastbar, nach keinen 10 Tagen aber schon mumpsartig vergrößert.

In Anbetracht ihres Alters fangen wir mit keinen diagnostischen Eingriffen mehr an.
Am 17. 11. lassen wir sie gehen - unsere Oribi. Lauf frei, geh jagen, triff Dich mit Deinem Asir und Deiner Tochter Arina und Deinem Bruder Themba! Und grüße alle, die vor Dir gegangen sind, Elliot, Cabango, Dakhiya - Alles Gute altes Mädchen...

schon gezeichnet von der Krankheit