Samstag, 4. August 2018

Geologische Aufschlüsse in der Kuhflucht


Die Kuhflucht ist ein periodisch schüttender Bach der sich aus  dem Wasser der Karstquellen der Kuhfluchtfälle und der dauerhaft schüttenden Regenlaine ("Regaloa") zusammensetzt.  Der Name Kuhflucht leitet sich wahrscheinlich von den Römern ab: confluctum, der Zusammenfluss dieses Baches mit der Loisach. Manche meinen auch, der Name käme von "Kuahflack", einer von Kühen geliebten Stelle um sich "hin zu flacken" (legen). Das Wasser der Kuhflucht, das oft grünlich trüb erscheint, stammt vom Plateau zwischen Krottenkopf und Simetsberg und entspringt mehreren Karstquellen im Plattenkalk aus einer Steilwand des Fricken. Das Einzugsgebiet ist ca. 5 km² groß und zeigt eine alte voreiszeitliche Landoberfläche, da hier keine Gletscher herauf kamen. Die Hauptquelle ist die Kuhfluchtquelle, die aus der 200 m hohen Abschlusswand des Kuhfluchtgrabens entspringt. Der Wasserfall direkt aus der Wand ist besonders gut sichtbar wenn man von Garmisch kommt. Die Regenlaine bezieht ihr Wasser aus dem Talkessel des Esterbergs. Südlich des Schriftzugs "Predigtstuhl" auf der Karte unten kann man eine Vernässung erkennen. Nach langen Regenperioden (z. B. nach dem Hochwasser 1999 und 2005) bildet sich hier ein kleiner See. Der Bergsturz vom Ochsenberg filtert das Wasser und die "Regaloa" läuft beständig und mit klarem Wasser. 

Kartenausschnitt aus dem BayernAtlas / Geoportal





Bei starkem Regen, wenn die Karstquellen überlaufen, mündet das Wasser in die Loisach. Wenn die Regenmengen nachlassen und die Karstquellen nicht mehr schütten, versickert das Wasser in den Hangschuttmassen am Fuße des Fricken.

Mit den starken Regenfällen am 12. Juni 2018 hat sich auch die Kuhflucht wieder in einen tosenden Wildbach verwandelt und hat die Sünden der Kiesentnahmen verwischt.

Kartenausschnitt aus dem BayernAtlas / Geoportal
Die Verlagerung des Mündungsbereiches im Laufe der Jahrhunderte kann man gut an den Parzellarlinien verfolgen. 


An einem entspannten Morgen beschlossen meine Hunde - und ich war erfreut - mal einen Abstecher von der Mündung nach Osten, bergauf, zu machen. Normalerweise gebe immer ich die Richtung vor. Ich folge ihnen aber gern, denn oft haben sie Dinge in der Nase, die ich nicht erkennen kann. So hätte mich mein Ridgesetter Oz Design "Asir" zu einem Suizid geführt, wenn ich nur gewusst hätte, dass ein Mensch abgängig ist! Seither folge ich meinen Hunden, wenn sie unbedingt die Richtung vorgeben wollen.
Aber heute war es anders. Die Tage zuvor schon hatten beide mit Genuss Knollen mit schwarzer Erde und grauem Lehm angeknabbert. Jetzt hatte ich Gelegenheit, diesen Knollen auf die Spur zu kommen: Bereits in diesen Bereichen kann man immer wieder Stellen mit hellbraunem harten Lehm erkennen. 



Blick nach Osten, bergauf.

Selbst in diesem "Bachbett" finden sich ganze Bäume
Alter "Boden"!




































In den mündungsnäheren Bereichen kann man im Bachbett immer wieder Stellen mit hellbraunem harten Lehm und humosen, schwarzen Anteilen erkennen. 





Und nun kommt die Lösung des "Rätsels": Eine alte Landoberfläche! Nach ca 1,50 Kieslage folgt ein Horizont mit braungrauem Lehm und einer dünnen humosen schwarzen Lage. Darüber wieder Kiesablagerungen von ca. 1m Stärke. 





Das Ufer wird an vielen Stellen unterspült und die Vegetation bricht herunter. Vor einigen Jahren war auch der Mast einer Stromversorgung in Gefahr umzukippen. 



Hier kann man (Blick nach Norden) die Eintiefung der Kuhflucht erkennen. Zirka 200 m von der Mündung entfernt erkennt man oben im Bild die heutige Oberfläche, dann eine Terrasse vom vorletzen Ereignis und die "Bachsohle", die wieder eine braune Schicht freilegt.  Was sieht man denn jetzt eigentlich? Die alten Überschwemmungsflächen der Loisach! Wenn man das Luftbild mit den Parzellarlinien anschaut, erkennt man, dass sich der Mündungsbereich der Kuhflucht verlagert  hat. Die Ablagerung von feinen Tonen und feinkörnigem Lehm deutet immer auf Stillwasserbereiche hin, das Material selber auf Abtragungen in größerer Entfernung oder hier auf Auswaschungen von eiszeitlichen Ablagerungen. Eine zeitliche Bestimmung kann ich so nicht abgeben. Nacheiszeitlich natürlich auf jeden Fall. Die schwarzen Bereiche deuten auf eine Bodenbildung hin. Also eine Zeit mit Grasland und Bewuchs, mit Büschen und Bäumen. Mit einer Pollenananlyse in den humosen Teilen wäre eine zeitliche Einstufung möglich. Richtig alt ist es aber nicht. 


Bildausschnitt von oben



An dieser Stelle haben wir einen ganzen Schwarm von Vögeln hoch gemacht: hier versickert das
Wasser. Auch Adjiri und Dingi erfrischten sich. Im Hintergrund der Mast, der sich vor einigen Jahren     bedrohlich geneigt hatte. Und hier konnten wir auch das Bachbett bequem wieder verlassen und unsere Exkursion beenden.