Wie ich meine Whippets trainiere

Das Training meiner Whippets


Whippets sind auch nur Hunde - mehr oder weniger. Dingi verhält sich eher wie ein Whippet - Cariño eher wie ein Hund 😉! Während Dingi gerne mal den verzärtelten, schmusebedürftigen und anschmiegsamen Windhund gibt, der nicht durchs feuchte Gras mag oder sich auf harten Boden legt, ist Cariño da völlig schmerzbefreit! Er schmeißt sich ins Gras, greift in die Hand, oder den Nacken von Dingi - und hebt mit 7 Monaten noch immer nicht das Bein.
Dingi aus reiner Showlinie ist der kompaktere der beiden, immer eifrig, eifersüchtig auch, nach vorne strebend, und auch als Halbwüchsiger immer Adjiri übertrumpfen wollend. Adjiri hatte sich daher eine Zeit lang geweigert zu apportieren, weil ihm Dingi die "Beute" immer abgenommen hatte. Durch entsprechendes Management  (mehr Abstand zwischen den Hunden, dem Hund entgegen gehen) haben wir das aber gut in den Griff bekommen und sie können jetzt auch nebeneinander sitzend getrennt apportieren. Cariño ist länger gebaut, "weicher" in den Bewegungen, manchmal unkonzentriert, aber nicht unkooperativ! Er wird deutlich länger brauchen, bis er "richtig" trainieren darf.

Wenn man das Geschehen auf Rennbahn und Coursinggelände als gemeinsames Jagdabenteuer versteht, tut man sich vielleicht leichter. Die Sequenzen heißen:
1. Ruhig und möglichst diszipliniert zur Jagd gehen (damit das Wild nicht vergrämt wird und der Hund seine volle Leistung geben kann)
2. Erst starten, wenn der Besitzer den Hund freigibt (der richtige Zeitpunkt ist wichtig)
3. Selbstständiges Hetzen und Fangen der Beute (daher tragen meine Hunde im Solo-Training keinen Maulkorb)
4. Bringen der Beute und Abgabe an den Hundeführer (hier darf der Hund auch bis zum Ausgang oder Auto tragen)
In den Windhundedisziplinen Rennen und Coursing kommt es auf Spurtkraft aber auch auf Ausdauer an. Außerdem braucht der Hund den Willen, das Lockmittel unter allen Umstanden zu erreichen.
Ein regelmäßiges Renntraining auf einer Bahn mag einfach erscheinen, wird aber dem Hund nicht gerecht.
Was passiert denn meistens? Ankommen, anmelden, Hund aus dem Auto, Gassi gehen, Hund ins Auto, Hund aus dem Auto und aufwärmen (wie?), rennen lassen, vom "Hasen" wegreißen, ablaufen, ab ins Auto. Und nach einer angemessenen Pause das Gleiche nochmal. Und was passiert im Hund? Eigentlich ist es ja eine nachgestellte Hetzjagd, die unseren Windhunden das Ausleben ihrer Passion ermöglichen soll. Der Hund wird aber nicht zur Jagd geführt, sondern meistens zerrt ein schreiender Hund seinen Besitzer zur Startbox. Warum? Weil die "Beute" ja ihm und seinem Besitzer immer wieder entkommt, egal wie sehr der Hund sich anstrengt. Ja, der Hund wird vom "Hasen" weg gerissen! Auch im Training!! Übrigens auch ein Übel: der Hund beißt durch den Maulkorb in das Lockmittel und lässt nicht mehr aus.
Also wird sich der Hund in seinen Jagdtrieb immer mehr hineinsteigern, seine Kräfte schon vor dem  Rennen vergeuden, sich auspowern. So entsteht Frust!Über das Suchtgeschehen in diesem Zusammenhang möchte ich hier nicht reden.

Was kann man tun? Das Training immer als gemeinsames Jagderlebnis begreifen! Aber wie? Durch abwechslungsreiches Training, bei dem die einzelnen Sequenzen getrennt geübt werden, ohne dass Frust oder Stress auf kommen! Wir sollten nicht nur das "Hund in die Startbox - Klappe auf - rennen - packen ( geht ja nicht wegen des Maulkorbs...) - weg von der Bahn" im Auge haben - gut, vor einem Rennen soll man das üben. Sondern die einzelnen Bereiche aus der GEMEINSAMEN Jagd trainieren! Dazu gehört auch, die Beute gemeinsam in Sicherheit zu bringen. Entweder trägt sie der Hund, oder der Besitzer. Soviel Zeit MUSS bei einem Training sein! Oft gibt es ja auch mehr Hasen, sodass man den nächsten einhängen lassen kann und die Verzögerung minimal ist. Geeignet zum Antrainieren und zum Bestätigen im Training hat sich für mich der "Körperhase" erwiesen, den man zur Gewöhnung ja auch mit Flatterbändern ausstatten kann. Er ist leicht, lässt sich angenehm vom Hund tragen und trocknet schnell.




Boxentraining: 
Hier herrschen Ruhe und Gelassenheit. Langsame Bewegungen, ruhige Worte!
Danke an Alex und Bernhard vom WRV Bayern, bei denen ich die Methode  mit dem "Rückwärts einparken" gelernt habe:






Gut, wenn einer das "Steh und bleib" beherrscht!



Seht ihr, dass Cariño ganz vorne steht?

Und hier das erste Mal das "richtige" Einsetzen


Wow!
  Fotos von U. Kronsteiner


   

Lauern und beobachten:
Das geht am besten mit einer Reizangel. Ich verwende eine  günstige Teleskopangel mit einer relativ steifen Rundschnur. Die Beute ist ein weiches Dummy aus dem Ärmel einer Jagdjacke und ausgestopft mit Plastikfolien.

Lauern....


Auf Hörzeichen geht´s los!

Packen,bringen und ausgeben mit Beutetausch: Ende der Jagdsequenz!



Reizangeltraining mit Cariño:



Oder hier mit Dingi:
https://www.youtube.com/watch?v=DYSSuHorIFs&t=6s


Sprintraining:
Hier kann man nicht nur die Distanz variieren, sondern den Hund auch mal nicht hinter, sondern neben das Lockmittel bringen und sozusagen um die Ecke starten. Dingi hat besonders viel Spaß, weil er Lauern - er geht selber fast ins Down - hetzen, packen und apportieren kann. Jagd pur!
Die folgenden Videos hat mir Michaela Reiser mit meiner Kamera gemacht.

https://youtu.be/kz1f3AdFyQw     Wenn Dingi von der Schnur, oder hier einem Teil des Hasen, berührt wird, bleibt er stehen. Braver Bub 😊!

https://youtu.be/wdrpYm_muTs    Schöner Rückapport!

https://youtu.be/ozJJiSgHtWg      Der Hasenzieher hat mein Zeichen übersehen - Dingi bleibt trotzdem frei liegen.

Vorteile: Der Hund bleibt beim Apport weiter in der Bewegung, die Zusammenarbeit zwischen Hund und Mensch wird gestärkt, und ich muss nicht laufen 😎.
Lauern-Hetzen-Packen-Bringen-Abgeben!

Damit trainiere ich auch die

Spurtstärke:


Aufmerksam zum Hasen gewandt.... Foto: Fotoklub Inzing

Vorlauf CACIL Rennen 8.Juni Inzing, Dingi aus Box 4, Foto: Fotoklub iInzing

Und raus aus der Box: Finallauf CACIL Rennen 8.Juni Inzing, Dingi aus Box 3, Foto Eigenmann-Meier


Das Gummischnürl:
In den Zeiten von Corona bin ich auf die Sprintmöglichkeiten mit einem Bungeeseil gestoßen. Der Vorteil: Das Ding ist so schnell weg, das erwischt keiner. Und es liegt, bevor der Hund es je erreicht, er kann sich also den Bremspunkt selber suchen. Das Dummy wird meistens frei und der Hund kann es apportieren. Also direkt ein Intervalltraining, wenn wir das Seil gemeinsam  holen und wieder spannen. 35 Meter Seil ergeben ca. 50 Meter Sprintstrecke. 







Ausdauer: 
Ich starte auch mal aus der "Box für die lange Distanz" oder lasse, für das Training zum Coursing, zwei Runden laufen. Radfahren und ein dosiertes Laufbandtraining, wenn die Wetterverhältnisse für draussen ungeeignet sind, runden dies ab. Und ausgiebiges Gassigehen möglichst mit Freilauf gehört dazu!

Bergauf werden sowohl die Muskeln für den Start als auch das Herz-Kreislauf-System geschult. Praktisch ist es, wenn der Hund ein Sitz und bleib beherrscht. Da kann man das Training auch allein gestalten:
Bergauf auf der Kandahar Abfahrtsstrecke


Abwechslung: 
Ich wähle einen anderen Startbereich auf der Bahn und starte aus der Hand, wähle eine andere Box, besuche andere Bahnen mit anderem Hasenzug. Viele Hunde reagieren eher auf das Geräusch der Zugmaschine als auf den optische Reiz des Hasen. Diese Erfahrung musste ich bei einem Besuch der Bahn in Mammendorf machen, die jetzt eine Overheadanlage hat mit einem "endlosen" Hasenzug. Das Dauergeräusch verwirrte Dingi beim Solostart so, dass er nach 50 Metern stehen blieb!

Hier ein Start "aus der Hand": Dingi legt sich selbstständig ab und startet, als er das erste Geräusch der Akkumaschine hört:

https://www.youtube.com/watch?v=0hsxbJZVyxc&feature=youtu.be


Die Jagdsequenz beenden:

Foto: U. Kronsteiner


Ein glücklicher Hund! Und dazu gehört aber auch die Möglichkeit zu regelmäßigem Freilauf in möglichst jedem Gelände, am besten mit einem Kumpel:

Fotoklub Inzing









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