Mittwoch, 21. Mai 2014

Der Bär Bruno und die Didingwe-Hunde

Heute vor acht Jahren:
Vom Morgengassi zurück, kommt ein Schafhalter zur Forstdienststelle Farchant: Der Luchs sei da, er wäre in seine hälftig mit Elektrozaun, hälftig mit normalem Knotengitter eingezäunte Schafherde eingebrochen und hätte ein Mutterschaf gerissen. Ein Spezi von mir, der auf der Reschberghütte übernachtet hatte und gerade vor einer Stunde den Schlüssel zurück gebracht hatte, hatte von heftigem Schafgebimmel berichtet, sich aber nicht weiter darum gekümmert. Als Förster war mein Mann zwar nicht direkt für die Weide zuständig, aber man kennt sich und hilft sich halt. So fuhren wir mit Asir, Oribi und Aziza zu den Reschbergwiesen. Der Elektrozaun war niedergerissen, das Mutterschaf lag aufgerissen da.


Claus kümmerte sich um die Schafhalter und die inzwischen eingetroffenen Wildbiologen, und ich nahm Oribi und Aziza an die lange Leine.
Ich war aufgeregt: natürlich hatten alle meine Hund eine gewisse Nachsuchenerfahrung - aber nur auf Reh- und Rotwild. Und immer Totsuchen. Wie würden sie auf Raubtiergeruch reagieren? Und es war kein Luchs! Der Abstand der Fangzahnabdrücke war zu weit auseinander.



 
Das Schaf war von hinten zwischen die Schenkel geschlagen worden, dunkle Blutergüsse waren unter dem aufgeschärften Fell zu erkennen. Der Fuchs war auch da gewesen und hatte sich Gedärme geholt.
Interessanterweise interessierten sich meine Mädels gar nicht für das Schaf. Sie stellten auch nicht die Haare auf oder zeigten irgendeine Art von Verunsicherung. Zügig nahmen sie eine Fährte auf, führten mich durch ein kleines Fichtendickicht auf eine ungemähte Wiese, auf der wohl über 10 qm alles Gras platt gedrückt war. An den Fichtenzweigen verwiesen die Hündinnen braune Haare. Weiter ging es an einem feuchten Bach entlang, wo sie kurz verharrten:


Da sie weiter zogen, merkte ich mir nur die Stelle. Sie zeigte bei der späteren genauen Inspektion: den Abdruck einer Bärentatze!
Das wußte ich aber noch nicht - und so hatte ich keine Skrupel, als Aziza und Oribi mich in eine kleine Dickung führten, wo ein schwer krankes Lamm stand. Wir folgten aber der Fährte weiter, kamen wieder zurück zur Schafweide, und die Mädels verwiesen wieder Haare. Inzwischen hatten die Wildbiologen an der Salzlecke einen Teilabdruck der Bärenfährte erkennen können. Nun konnte ich von meinen Erkenntnissen berichten, der Schäfer konnte sein Lamm erlösen, und ich war stolz auf meine Hunde!


Warum habe ich mit zwei Hunden gesucht? Weil keiner wußte, um welchen Angreifer es sich handelt. Einige Tage vorher hieß es, große Hunde hätten im Graswangtal Schafe gerissen. Meine Hündinnen sind wildschärfer als meine Rüden. Und mit zwei Hunden ist man dann hoffentlich dem Angreifer etwas überlegen. Und Asir war wenige Tage vorher aus medizinischen Gründen kastriert worden.
Ich war mit der Leistung meiner Hunde mehr als zufrieden - mit meiner weniger, denn ich hätte alles, was so schön verwiesen wurde, gleich genauer anschauen müssen. Aber es war auch meine erste "Raubwildnachsuche".

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